Die Chronik


Bilder der Schützenkompanie im Jahr 1970
Schützengilde am 18.05.1970

Geschichte der Schützenkompanie Viertl Reit ⯆

"Seit dem Bestehen führten die TIROLER nie Angriffskriege, sondern verteidigten immer nur ihre Heimat und ihre Freiheit"

Die Tiroler wollten sich nie knechten lassen, sie haben in vielen ihnen aufgezwungenen Kämpfen ihr Leben gelassen. Besonders bekannt waren Einsätze von Tiroler Schützen im dreißigjährigen Krieg - "bis hierher und nicht weiter kamen die schwedischen Reiter".

Das Schützenwesen Tirols war seit Jahrhunderten straff organisiert. Der Bezirk Kitzbühel war in sieben "Viertl" eingeteilt, wobei Reith die Schützenkompanie "Viertl Reit" zu stellen hatte. Warum diese Kompaniebezeichnung? Die kleinen Kampfeinheiten nannte man "Viertl", so steht auf der alten Kampffahne der Reither Schützenkompanie "Viertl Reit" und diese Bezeichnung wurde und wird beibehalten.
1797 und 1799 waren die Schützen des Bezirkes Kitzbühel im Engadin, bei Reutte und an den welschen Konfinen eingesetzt.1800 wehrten sie Überfälle der Franzosen auf ihren Bezirk erfolgreich ab. Am 3. November 1805 kämpften sie am Paß Strub gegen die Bayern. Die Reither Schützen standen unter dem Kommando ihres Hauptmannes Johann Hörl. Am 12. Mai 1809 konnten sich 600 Schützen und 900 Sturmmänner mit alten Gewehren, Sensen, Gabeln und Dreschflegel gegen eine vielfache bayerische Übermacht von 10.000 Mann mit modernster Ausrüstung über neun Stunden verteidigen. Da aber den Schützen die Munition ausging und Unterstützung nicht mehr rechtzeitig eingreifen konnte, mussten sie weichen, umso mehr, als auch Franzosen in die erbitterten Kämpfe eingriffen. Die Vergeltungsaktion des Generals Lefebvres war furchtbar - Waidring und Kirchdorf gingen in Flammen auf, überall plündernde Soldaten. In Waidring wurden von den Franzosen 10 verwundete Tiroler Schützen getötet, aber "kein Schütz hat um Pardon gebettelt".

❛❛Wer hat euch das Recht eingeräumt, selbst die Unbewaffneten zu morden, die Häuser zu plündern und Feuer in Häusern und Dörfern zu legen!❜❜
- schrieb General Wrede in einem Tagesbefehl entsetzt über die Schandtaten seiner Truppen

Die siegreichen Truppen Napoleons marschierten durchs Unterinntal vor, wurden aber am Berg Isel von Tiroler Schützen unter dem Landeskommandanten Andreas Hofer vernichtend geschlagen und mussten Ende Mai Tirol wieder räumen. Am 25. September 1809 zogen sie wiederum gegen den Bezirk vor. Die Schützen unter Kommandant Wintersteller, bei denen auch die Reither Schützen waren, erfochten erneut einen Sieg - es war der letzte Tiroler Sieg im Heldenjahr 1809.

Reither Schützen waren auch bei späteren Kriegen beteiligt. Manche von ihnen dienten bei den Kaiserjägern und Kaiserschützen. Im ersten Weltkrieg kämpften die Schützen aus dem Bezirk Kitzbühel an der Südtiroler Front zwischen Folgaria und Lavarone. Ihnen gebührt ein ehrendes Ruhmesblatt. Als 1915 Italien Österreich in den Rücken fiel und in Tirol, das von kaiserlichen Truppen nahezu entblößt war, einmarschieren wollte, stellte Tirol 50 Standschützenbataillone und wehrte in den Dolomiten jahrelang alle Angriffe ab. Tirol erbrachte damals den größten Blutzoll Österreichs - 40.000 Tiroler fielen am Schlachtfeld, darunter auch viele Reither. Auch wenn nach dem Untergang der Habsburger Monarchie und der Zerreißung Tirols das Schützenwesen in weiten Teilen nahezu vernichtet wurde, die Schützenkompanie "Viertl Reit" hielt sich auch über den 2. Weltkrieg hinaus, bis sie von den Besatzungsmächten verboten wurde.

Die "Gruberfahne" von Reith ⯆

Die kleine Landgemeinde Reith besitzt eine der ältesten Schützenfahnen Tirols. Über ihr Alter lässt sich keine bestimmte Aussage machen. Sie dürfte aber aus den Jahren um 1800 stammen. Die Fahne wurde den Schützen beim Kampf vorangetragen. Die alte Fahne kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Längere Zeit wurde sie vergessen, sie wurde beim Gasthof Reitherwirt aufbewahrt und wie ein Kleinod geschützt. Den Besitzern des Reitherwirts ist es zu verdanken, dass die Fahne noch heute vorhanden ist und bei ganz besonderen Anlässen der Schützenkompanie vorangetragen werden kann.
Ihren vermutlich letzten Einsatz, aufgrund des starken Verfalls, hatte die Fahne beim Fest der 50-jährigen Wiedergründung 2019.

Foto der Gruberfahne

Die Wiedergründung 1969 ⯆

Am 13.09.1969 wurde eine Gründungsversammlung beim Reitherwirt abgehalten. Gewählt wurden:

Hautpmann: Hofrat Dr. Paul Kirchmeyr
Hptm-Stellvertreter und Fahnenleutnant: Jöchl Josef
Oberjäger: Mayr Sebastian
Schriftführer und Kassier: Hagleitner Franz
Zeugwart und Waffenmeister: Pendl Georg
Beisitzer aus der Mannschaft: Rehbichler Josef

Die Gewählten nahmen die Wahl an.
An Barmitteln standen ATS 1.585,-- zur Verfügung. Je Tracht war mit einem Betrag von ATS 3.000,-- zu rechnen. Jedes Mitglied erklärte sich bereit, ATS 500,-- zu bezahlen. Weiters bestand die Möglichkeit über ein Subventionsansuchen vom Bund der Tiroler Schützenkompanien ATS 15.000,-- zu erhalten. Trotzdem fehlten immer noch rund ATS 35.000,--, welche durch Sammelaktionen und über die Gemeinde gedeckt werden sollten.
Die Beitrittserklärung wurde von 21 Schützen unterzeichnet. Die Versammlung endete mit dem Satz: "Disziplin und verläßliches Mittun sind erforderlich."

❛❛... Die Kompanie wurde neu aufgestellt. Ihre Mitglieder sind durchwegs junge Bauernburschen und Arbeiter.
... Sinn und Zweck der Kompanie ist es nicht allein, bei Feierlichkeiten auszurücken oder eine kleine Fremdenverkehrsattraktion zu sein, sondern es soll in dieser Kompanie aus der alten Tradition heraus auch der Wehrwille des Tiroler Volkes weitergetragen werden.❜❜
- aus einem Schriftstück von Hofrat Dr. Kirchmeyr aus dem Jahr 1969

18.05.1970, Pfingstmontag - Erste Ausrückung der Schützenkompanie Viertl Reit
Neben Hptm. Hofrat Dr. Kirchmeyr, den beiden Marketenderinnen Brandstätter Loisi und Achorner Greti, rückten 23 Schützen zum ersten Mal aus.

Wichtige Ereignisse seit der Wiedergründung ⯆

Bild von 4 Schützen mit Zertifikaten für die Ehrung

Hauptmänner seit der Wiedergründung: ⯆

Bild von Georg Hauser in seiner Funktion als Hauptmann
Georg Hauser

Unsere im Aktivstand verstorbenen Kameraden: ⯆

Quelle: Buch "Reith bei Kitzbühel" von Sebastian Hölzl, sowie eigene Aufzeichnungen der Schützenkompanie.
Die Chronik der Reither Schützen wird sehr genau geführt. Die Ordner werden ebenfalls im Schützenheim verwahrt und werden auf Wunsch gerne gezeigt!
Foto der vielen Order der Chronik